Die ostfriesische Teetied

Kluntjeknistern, Weltmeister und Sahnewulkjes

Nicht nur Briten und Japaner zelebrieren ihren Tee. Teetrinken ist auch in Ostfriesland mehr als Durstlöschen und hat eine lange Tradition. Wer einer ostfriesischen Teezeremonie beiwohnt, der hat die wunderbare Möglichkeit, köstlichen Tee zu genießen und die Welt für einige Zeit auszuschalten. „Kluntje“, weißer Kandiszucker, Sahne und vor allem Zeit sind die essenziellen Bestandteile unserer äußerst entspannenden ostfriesischen Teezeremonie.

Die ostfriesische Teetied mit Ostfriesentee
Die ostfriesische Teetied mit Ostfriesentee

Teetied und Ostfriesentee 

Die Teetied – wie sie bei uns auf Plattdeutsch heißt – praktizieren wir übrigens schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts. Seit 2016 ist sie von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.  

Die Teetied spielt bis heute in den meisten ostfriesischen Familien eine große Rolle. Nicht nur im Winter, sondern immer. Sie strukturiert den Tag, wird mit Gästen zelebriert und bietet Raum für Gespräche. Tee ist Genießen, Entspannen, Gastfreundschaft, Reden und Schweigen zugleich. Teetrinken heißt nicht umsonst in Ostfriesland „den Lärm der Welt vergessen“. 

Es gibt verschieden, feste Zeiten für die Teetied. Sie ist morgens, vormittags (das sog. 11Ührtje), nachmittags um 15 Uhr und gerne noch einmal abends. Nach dem Motto „Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit, wird für Gäste außerhalb der festen Teezeiten immer eine Kanne Tee angeboten. 

Teetied bedeutet: den Lärm der Welt vergessen.

Die Weltmeister im Teetrinken

Demnach übertrumpfen wir Ostfriesen mit unserem jährlichen Verbrauch sogar Tee-Nationen wie Libyen (287 Liter) und die Türkei (277 Liter). Das ist offiziell vom Rekord-Institut für Deutschland ermittelt. Und dafür gabs im August 2021 auch die wohlverdiente Aufnahme ins Buch der Rekorde (früher Guinness-Buch der Rekorde).

Die ostfriesische Teetied mit Ostfriesentee
Die ostfriesische Teetied mit Ostfriesentee

So verwundert es nicht, dass wir Ostfriesen auch Weltmeister im Teetrinken sind. Im Durchschnitt trinkt im Jahr jeder Ostfriese rund 300 Liter Tee, das entspricht in etwa dem Elffachen des deutschen Durchschnittsverbrauchs. Damit haben wir Ostfriesen den weltweit größten Teeverbrauch pro Kopf. Hochgerechnet sind es rund 14 Millionen Liter pro Jahr.

Wie funktioniert die ostfriesische Teezeremonie?

Deine Anleitung zur ostfriesischen Teetied

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Die Vorbereitung

Für einen echten Ostfriesentee rechnet man ca. 2,5 gehäufte Kaffeelöffel Tee auf 1,5 Liter Wasser. Die Teeblätter werden in einer mit heißem Wasser ausgespülten Teekanne mit frischem, sprudelnd kochendem Wasser nur so viel übergossen, dass diese gerade eben bedeckt sind. Nach ca. 3 – 5 Minuten Ziehzeit wird der duftende Teeaufguss mit dem restlichen Wasser aufgefüllt.

Teezeremonie der ostfriesischen Teetied mit schwarzen Ostfriesentee
Teezeremonie der ostfriesischen Teetied mit Stövchen

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Kanne und Stövchen

Empfehlenswert ist es, den fertigen Tee durch ein Teesieb in eine vorgewärmte Servierkanne umzufüllen und auf einem Stövchen warmzuhalten. Oder man belässt die Teeblätter in der Kanne und verwendet beim Ausschenken des Tees ein Teesieb.   

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Kluntje und Knistern

Nun kommt der Genuss in die Tasse, so, wie Ostfriesen ihn lieben. Zuerst wird ein „Kluntje“ ein weißer Kandis, in die Tasse gegeben. Beim Übergießen mit dem heißen Tee knistert das Kluntje, lässt Vorfreude aufkommen und gibt dem Tee durch sein Schmelzen eine feine Süße.   

Teezeremonie der ostfriesischen Teetied mit Kluntje und Knistern
Teezeremonie der ostfriesischen Teetied mit Wulkje uns Sahne

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Wulkje und Sahne

Einige Tropfen frischer hochprozentiger Sahne, zaubern anschließend das berühmte „Wulkje“, das Wölkchen, und machen den Teegenuss vollkommen. Dabei legt man die Sahne gegen den Uhrzeigersinn auf den Tee, um sinnbildlich die Zeit anzuhalten. Bei der ostfriesischen Teezeremonie ist es besonders wichtig, den Kopf auszuschalten und das Wulkje zu betrachten, um völlige Entspannung zu erfahren. 

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Das süße Ende

Teekenner rühren den Tee nicht um. Er wird dreistöckig getrunken. Nach dem ersten Schluck Tee schmeckt man also zuerst die Sahne, dann den puren Teegeschmack, der schließlich mit dem süßen Ende den dreistöckigen Genuss zur Vollendung bringt.
 

Teezeremonie der ostfriesischen Teetied mit süßem Ende

Hörtipp: Marlene erzählt dir mehr über die Teetied

Die Mischung machts

Echter Ostfriesentee ist eine Teemischung aus verschiedenen Schwarzteemischungen, vor allem Assam Tee (50 %). Die anderen 50 % setzen sich aus Ceylon-, Java- und Darjeelingsorten zusammen. Der Ostfriesentee zeichnet sich durch eine kupferrot braune Farbe und einen kräftigen, herb-aromatischen Geschmack aus. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist das Wasser. Guter Tee benötigt besonders weiches Wasser, dass wir in Ostfriesland haben.  In der Dornumer Teestube kannst du dich mal durch den Tee testen.  

Wie kamen die Ostfriesen zum Tee?

Demnach übertrumpfen wir Ostfriesen mit Tee hat in Ostfriesland eine lange Geschichte: 1610 brachten Schiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie Tee nach Europa und damit auch nach Leer in Ostfriesland.

Dort mischte der Kolonialwarenhändler Johann Bünting im Jahre 1806 den ersten Ostfriesen-Tee – eine spezielle, kräftige Mischung, die aus mehreren Schwarzteesorten besteht, heutzutage vor allem aus Assamtee. 

Die ostfriesische Teetied mit Ostfriesentee
Die ostfriesische Teetied mit Ostfriesentee

1907 gründet Laurens Janssen die Ostfriesische Tee Gesellschaft, die bis heute zu den europäischen Branchenriesen in Sachen Tee gehört. 

Mit dem Tee kam auch das Porzellan aus Asien nach Europa. Ganz typisch ist für Ostfriesland das Dresmer Teegoot. Das hübsche Dekor auf dem Geschirr ist die Ostfriesische Teerose.

Ostfriesen lassen sich ihren Tee nicht verbieten

Wie lieb den Ostfriesen ihr Tee ist zeigt die Auseinandersetzung um den Tee-Krieg um 1768. Da der Tee damals wie heute importiert wurde und damit inländisches Geld ins Ausland floss, versuchte Friedrich II. den Ostfriesen den Tee abspenstig zu machen. Anstelle des chinesischen Import-Tees solle man doch lieber auf regionale Kräuter für den Tee oder auf Bier umsteigen. Auf ein entsprechendes Gesetz reagierte man in Ostfriesland mit verstärktem Schmuggel, zivilem Ungehorsam und heimlichem Teetrinken. Die ostfriesischen Landstände verfassten am 11. Mai 1779 einen Brief, in dem sie erklärten: 

„Der Gebrauch des Thee und Caffe ist hierzulande so allgemein und so tief eingewurtzelt, dass die Natur des Menschen schon durch eine schöpferische Kraft müßte umgekehrt werden, wenn sie diesen Getränken auf einmal gute Nacht sagen sollte.“ Nach weiteren zwei Jahren gab der König von Preußen frustriert sein Vorhaben auf und erlaubte seinen ostfriesischen Untertanen wieder den Genuss des „chinesischen Drachengiftes“.

Schlimmer kam es während der Weltkriege. Tee war streng rationalisiert und es gab ihn nur gegen Bezugsscheine – 20 g Tee pro Erwachsener und Monat. Also quasi nichts. Da fuhren die findigen Friesen ins Ruhrgebiet und tauschten dort Speck und Eier gegen Tee-Bezugsscheine ein.

Marlene schreibt

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