Die Rückkehr des Friesennamens

Ostfriesische Namen

Friesennamen? In dieser Folge von Teetied und Rosinenbrot geht es um die Wiedergeburt der ostfriesischen Namenskunst und was sie über die Kultur und das Selbstverständnis der Friesen erzählt.

Marlene führt uns durch die besondere Geschichte der friesischen Vornamen – kraftvolle, einfache Namen wie Tjark, Eske oder Wiebke, die nach Jahrhunderten wieder beliebt sind. Erfahre, wie die alten Traditionen der Friesen über Generationen weitergegeben wurden und warum Napoleon diese Friesennamen einst verbot.

Die friesische Namensfreiheit

Ab 2025 dürfen Ostfriesen ihre Nachnamen endlich wieder nach alter friesischer Tradition wählen, inspiriert durch die Vornamen der Eltern oder Großeltern.

Marlene zeigt uns mit einem Augenzwinkern, wie sich ihr Name in der neuen Namensfreiheit anhört, und nimmt uns mit auf eine Reise, die Herkunft und Zukunft verbindet – „Die Rückkehr des Friesennamens“ lässt das Erbe der Friesen neu aufleben.

Zugvögel im Wattenmeer und der Nordsee
Grünkohl das Nationalgericht der Ostfriesen

Die ganze Episode zum Nachlesen:

Moin und herzlich willkommen bei einer neuen Folge von Teetied und Rosinenbrot, dem Podcast aus Dornum.

Heute erzähle ich euch etwas über die ostfriesischen Namen. Die sind bei uns gerade richtig im Trend. Und ich kann’s verstehen – schließlich möchte jedes Elternpaar seinem Kind einen besonderen und einzigartigen Namen geben. Die nordischen Namen, vor allem die skandinavischen wie Ole und Sven, haben ja längst die Top Ten der beliebtesten Kindernamen in Deutschland erobert. Aber wie wäre es mal mit Torque, Eika, Jelde oder Tjako? Die Friesennamen sind oft kurz, haben aber etwas Besonderes, oder?

Mehr als 43 000 ostfriesische Namensformen

Typische ostfriesische Mädchennamen enden häufig auf einem „e“ oder „a“, zum Beispiel Antke, Daye, Eske, Fenna, Kea, Ocke, Tilke, Talea oder Wiebke. Bei den Jungennamen ist die Endung „o“ weit verbreitet, wie bei Abbo, Borno, Enno, Immo, Lubo oder Taiko. Es gibt aber auch andere, wie Gerke, Yelde, Tjark oder Bente – und viele, viele mehr. Ganze 43.000 Namensformen soll es in Ostfriesland geben! Das hat der bekannte Namensforscher Manu Peters ermittelt und ein Buch darüber geschrieben, in dem er auch die Bedeutung der Namen festhält. Das ist doch interessant, wenn man seinem Kind einen Namen gibt und die Bedeutung kennt, oder?

Die ostfriesischen Namen haben da einiges zu bieten: Der Name Tialda bedeutet zum Beispiel „die für das Volk Kämpfende“, Antke steht für „die Anmutige in Gottes Gnade“. Eske heißt übersetzt „kleine Esche“, und Ocko bedeutet „der Besitzende, der Reiche“. Heinke wird als „Herr im Hause“ verstanden, und Jako als „mächtiger Herrscher des Volkes“.

Was ist ein Friesenname? Die Entstehung der ostfriesischen Vornamen

Die Entstehung der friesischen Namen

Ausgangspunkt für die ostfriesischen Namen waren ursprünglich friesische, niederdeutsche, niederländische, hochdeutsche sowie biblische und Heiligennamen. Im Laufe der Zeit wurden diese Namen jedoch stark verändert: Sie wurden gekürzt, verlängert, Vokale wurden angepasst, und Teile der Namen wurden neu kombiniert. Teilweise lassen sich die Vornamen sogar auf einzelne germanische Wörter zurückführen.

Der Name Fenna auf das germanische Wort fenne zurück, was „Mädchen“ bedeutet.

Es gibt viele Besonderheiten bei den ostfriesischen Namen, um nur einige zu nennen. Manche Namen existieren als Parallelformen, die sowohl auf „e“ als auch auf „o“ enden können – zum Beispiel Habbe und Habbo oder Männe und Menno. Häufig wurden auch Frauennamen zu Männernamen umgeformt und umgekehrt: Aus Frauke wurde Frauko, Hella wurde zu Hello und Rieke zu Rikus. Umgekehrt gibt es auch weibliche Versionen von männlichen Namen, wie zum Beispiel Ajeltine, die weibliche Form von Ajelt, oder Tjadine, die von Tjard stammt. Weitere Beispiele sind Henrikh, das auf Hinrich basiert, und Jacoba, das von Jacob kommt.

Es gab auch Friesennamen, die sowohl für Männer als auch für Frauen verwendet wurden, wie Eike, Helge, Heike oder Heinke. Nur die im deutschen Sprachraum verbreiteten Doppelnamen waren in Ostfriesland selten. Die ostfriesische Namensgebung unterschied sich von Anfang an stark von den umliegenden Regionen und Ländern. Traditionell wurden Kinder nach den Großeltern benannt, sodass die Namen über Generationen hinweg in der Familie weitergegeben wurden – etwas, das den Ostfriesen sehr am Herzen lag.

Die Generationen als Namensgeber

Traditionell wurde der erste Sohn nach dem Großvater väterlicherseits und die erste Tochter nach der Großmutter väterlicherseits benannt. Das zweitgeborene Kind erhielt die Vornamen der Großeltern mütterlicherseits, und alle weiteren Kinder bekamen ihre Namen nach den Eltern selbst, den Geschwistern der Eltern oder anderen nahestehenden Verwandten.

Erst 1811 verpflichtete Napoleon die Ostfriesen per Dekret, feste Familiennamen – also Nachnamen – zu führen. Vorher hatten nur wohlhabende Familien Nachnamen, die sie damals selbst wählen durften. Die meisten entschieden sich für patronymische Namen, das heißt, der Nachname wurde vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Hieß der Vater Jan und der Sohn Tamme, lautete der Nachname Tamme Jansen, also „Tamme, Sohn von Jan“. So entstand der Brauch, ein „sen“ an den Vornamen des Vaters anzuhängen. So wurden Gerd zu Gerdes, Tamme zu Tammes, Fokko zu Fokken und Glas zu Claassen.

Diese traditionelle Namensgebung wurde durch Napoleons Dekret beendet. Von nun an gab es feste Familiennamen, die nicht mehr geändert werden konnten. Mit der Zeit gingen viele der traditionellen Friesennamen verloren – sie kamen schlichtweg aus der Mode. Aber wie gesagt, viele alte Vornamen sind inzwischen wieder im Trend. Und was die Nachnamen betrifft: Auch hier steht eine Veränderung bevor.

Ab Mai 2025 darf ein echter Friesenjunge oder ein echtes Friesenmädchen den Nachnamen wieder nach der Tradition der Urahnen führen.

Die Rückkehr des Friesennamens

Am 12.04.2024 wurde das Namensrecht vom Bundestag reformiert, und diese Reform gibt jeder Ostfriesin und jedem Ostfriesen das Recht, den eigenen Nachnamen wieder nach friesischer Tradition zu gestalten. Heute wird anerkannt, dass die friesischen Namen ein wichtiger Teil der friesischen Identität und Kultur sind. Diese traditionelle Namensgebung gilt bei den Westfriesen in den Niederlanden schon lange, und das deutsche Namensrecht wurde nun an diesen internationalen Standard angepasst.

So können wir in Ostfriesland künftig wieder Nachnamen nach dem Vornamen des Vaters bilden – oder, ganz neu, auch nach dem Vornamen der Mutter. Ein Beispiel: Anna und Paul haben einen Sohn, Jan, und eine Tochter, Pia. Jan könnte dann Jan Annasen oder Jan Paulsen heißen, indem einfach ein „sen“ an den jeweiligen Vornamen gehängt wird. Pia könnte sich hingegen für ein einfaches „s“ entscheiden und Pia Annas oder Pia Pauls heißen.

Ich habe das mal mit meinem Namen durchgespielt – macht man ja ganz automatisch! Meine Mutter heißt Helene, also würde ich dann Marlene Helene heißen – ein bisschen viele „e“s, finde ich. Aber mein Vater heißt Karl, und so könnte ich Marlene Karlsson oder Marlene Karls heißen. Das klingt schon besser. Mal sehen, vielleicht überlege ich es mir nochmal!

Tja, das war’s für heute.

Eure Marlene aus Dornum.

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